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Oradour Serie von 5 C- und 2 SW-Prints je 126 x 122 cm, 2007-2009
David Komary
In der Fotoserie Oradour findet sich der Betrachter mit einer ländlichen Gegend als Motiv verschwommener Bilder einer auf den ersten Blick gefällig anmutenden Bildrhetorik ausgesetzt. Doch gründet die fotografische Idylle bloß vermeintlich auf Weichzeichnung; sie ist vielmehr Resultat einer mehrfachen Medialisierung: Lecomte fotografiert ein anfangs scharfes Bild des Ortes mit einer Polaroidkamera und nimmt dieses Bild vom Bild zur Vorlage für ein weiteres Bild usf. Sie wiederholt diesen Vorgang solange, bis ein Grad von Unschärfe erreicht ist, der ein klares Erkennen des Ortes und seiner Spezifika verunmöglicht. Bei dem kaum noch zu erkennenden Ort handelt es sich um Oradour-sur-Glane, ein französisches Dorf, das 1944 von der SS niedergebrannt und dessen EinwohnerInnen ermordet wurden. Das Dorf wurde nach dem Geschehen als Ort der Erinnerung in seinem zerstörten Zustand belassen.
Da stets nur die gleichen Aufnahmen von der Ruinenstadt gemacht werden können, unterscheiden sich Lecomtes Bilder in keiner nennenswerten Weise von früheren Bildern anderer Fotografen. Lecomte fügt dieser visuellen Ununterscheidbarkeit entsprechend fremde Bilder in die Serie ein, bettet SW-Bilder des Ortes, die unmittelbar nach der Tat gemacht wurden, in die Serie von ihr gemachter Farbfotografien ein.
Auszug aus dem Katalog der Ausstellung Scriptures Without Words in der Galerie Stadtpark, Krems, 2009.