© Tatiana Lecomte

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  1. Zement Serie von 5 C-Prints je 120 x 160 cm, 2006

    Zement Serie von 5 C-Prints je 120 x 160 cm, 2006

    Zement Serie von 5 C-Prints je 120 x 160 cm, 2006

    Zement Serie von 5 C-Prints je 120 x 160 cm, 2006

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      Zement Serie von 5 C-Prints je 120 x 160 cm, 2006

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    David Komary

    Zement. Anmerkungen zu den piktoralen Auslassungen in den Fotografien von Tatiana Lecomte.

     

    In der Fotoserie Zement reflektiert Tatiana Lecomte die Grenzen der Sichtbarkeit, genauer: sie reflektiert die Grenzen des fotografischen Bilds mittels der Inszenierung einer spezifischen Ästhetik der Absenz. Die einzelne Abbildung zeigt sich hierbei stets von einer piktoralen Auslassung dominiert.

    Zum Hintergrund der Serie: die Künstlerin sucht Standorte ehemaliger Konzentrationslager auf, um diese Orte fotografisch zu befragen, das heißt, um nach visuellen, indexikalischen oder narrativen Spuren der Vergangenheit zu suchen. Die Serie zeigt den Ort Ebensee, der während des Kriegs den militärisch-politischen Codenamen „Zement“ trug und der bereits kurze Zeit nach dem Krieg mit einem Siedlungsbau „überschrieben“ wurde. Der Ort erscheint in dem Sinn als ein Palimpsest des inszenierten Vergessens.

    Lecomte begegnet dieser Absenz historischer Spuren in ihren Fotografien mit einer Unsichtbarkeit zweiter Ordnung: Sie deckt im Belichtungsprozess einen Großteil des Fotopapiers mittels eines Kartons ab, unterbricht somit die Projektion. Die ausgesparten Bildbereiche bleiben schlichtweg unbelichtet und somit ikonisch leer. Der ikonoklastische Eingriff wirft den explorativen Blick des Betrachters geradezu auf sich selbst zurück. In einer Situation piktoraler Unbestimmtheit fungieren die Bildfragmente am Bildrand als mögliche semantische Anschlüsse. Das Bild wird zur Handlungsfläche des Blicks, das leere Bildgeviert avanciert zur Folie imaginärer Aufladung, zum Aktivator eingelagerter Bilder des kollektiven Gedächtnisses.

    An dieser Stelle wird die Konfrontation mit Lecomtes Arbeiten zu einer temporal-ontologischen Re- bzw. Dekonstruktion: Interessant ist nicht mehr die authentische Abbildung – Fotografie als Zeitdokument oder als Emanation des Vergangenen – sondern vielmehr das diskursive System, das die Sichtbarkeiten reguliert und kontrolliert. Lecomte analysiert schließlich anstelle des Orts vielmehr dessen Codierung und die Logiken seiner Repräsentation, das heißt, auf welche Weise der Ort beschriftet wurde und wird. Fotografie, somit verstanden als visuelles Dispositiv und als Mediensystem, ist stets an der Konstitution und Hierarchisierung von Räumen, sozialen, politischen wie auch ökonomischen, beteiligt. In dieser Analytik des Bilds formiert sich das Bild – mit W.J.T. Mitchell – als „komplexes Wechselspiel von Visualität, Apparat, Institution, Diskurs, Körpern und Figurativität“.